Menschen müssen lernen, um sich an die sich ständig verändernde Umwelt anzupassen. Die Veränderungen und Herausforderungen der heutigen Zeit verlaufen immer schneller und gestalten sich komplexer. Lernen und bilden nach dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zählt als Schlüssel zum Erreichen der notwendigen Kompetenzen für eine zukunftsfähige Entwicklung. Die gute Nachricht: bis ins hohe Alter sind wir in der Lage, neue neuronale Verknüpfungen zu bilden – also Neues zu lernen! Ein wichtiges Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2030 ist das Ziel Nr. 4: Eine hochwertige Bildung für alle gewährleisten – inklusiv, chancen- und geschlechtergerecht aber auch während der gesamten Lebensphase, vom Säugling bis zur Seniorin und zum Senior!
Im Jahr 2022 sollen waldbezogene BNE-Projekte im Sinne des Konzeptes Lebenslanges Lernen ausgezeichnet werden. Dabei stehen zwar vornehmlich Erwachsene im Blick der Bildungsaktivitäten im und zum Thema Wald. Aber auch mit Generationen übergreifenden waldpädagogischen Projekten, die zum Beispiel den Dialog zwischen Alt und Jung fördern oder anderweitig Bezug zum Lebenslangen Lernen nehmen, können Sie sich für den Deutschen Waldpädagogikpreis 2022 bewerben.
Der Wald bietet auch für Aktivitäten zum Lebenslangen Lernen sowohl für formales und ganz besonders für informelles Lernen einen ganzheitlichen Bildungs- und Erfahrungsort für alle an. Waldthemen sind Nachhaltigkeitsthemen. Wie wir den Wald in Zukunft nutzen und auch schützen wollen, gehört zu den zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Waldbezogene Bildung für nachhaltige Entwicklung kann sowohl die notwendige Gestaltungskompetenz für diesen Prozess fördern als auch konkrete Handlungsangebote aufzeigen. Weiterhin ermöglicht BNE im Wald Chancen zur individuellen Entwicklung und kann dabei unterstützen, aktuelle Herausforderungen und Anforderungen an jeden Einzelnen aber auch an die Gesellschaft zu bewältigen. Sie trägt somit zur Umsetzung des nationalen BNE-Aktionsplans und des SDG 4 bei.
„Lebenslanges Lernen umfasst alles formale, nicht-formale und informelle Lernen an verschiedenen Lernorten von der frühen Kindheit bis einschließlich der Phase des Ruhestands. Dabei wird ‚Lernen‘ verstanden als konstruktives Verarbeiten von Informationen und Erfahrungen zu Kenntnissen, Einsichten und Kompetenzen“ (BLK, 2004, S. 13).
Die Idee des lebenslangen Lernens (LL) ist nicht neu. Seit den 1960er Jahren ist das Thema national wie international präsent. 1996 wurde in der Europäischen Union das Jahr des LL ausgerufen. Seitdem erfährt das Konzept immer größere Beachtung und wird in unterschiedlicher Form gefördert. LL soll Menschen darin unterstützen, Modernisierungsprozesse in der sich rasch veränderten, globalisierten Welt zu bewältigen. LL ist Teil des Nachhaltigkeitsziels (SDG) Nr. 4, einer hochwertigen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Wie Bildung generell, wird LL als bedeutender Motor kollektiver aber vor allem individueller Entwicklung moderner Gesellschaften angesehen (vgl. Kade & Seitter, 1998, S. 51). Hieraus ergeben sich Chancen wie beispielsweise Schlüsselqualifikationen zu erwerben und seine eigene Biografie gestalten zu können. Aber ebenso kann ein individueller Druck der ständigen Anpassung und gesellschaftliche Zwänge zur fortwährenden Veränderung und Entscheidung entstehen.
Dennoch hat gerade informelles Lernen oder lifelong-learning Vorteile im Vergleich zu schulischem, formellem Lernen. Es findet ungeregelt und im Lebenszusammenhang statt, kann deshalb effektiver sein und eine geringere Zugangsschwelle aufweisen. Dohmen (1996, S. 29) benennt zahlreiche Argumente, die für informelles Lernen sprechen:
Wenn Sie ein Projekt zum Jahresthema bereits erfolgreich umsetzen oder auch zunächst erst entwickelt haben, dann können Sie sich bewerben als:
• Einzelperson
• Gruppe, z. B. Schulklasse, Arbeitskreis, Initiative, Verein
• Einrichtung, Trägerorganisation
• Stadt oder Gemeinde
Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Parteien und Parteiausschüsse.
Das Gewinnerprojekt erhält 3.000 Euro Preisgeld.
Wir können nur Bewerbungen berücksichtigen, die zusammen mit dem ausgefüllten Bewerbungsbogen eingereicht werden. Außerdem müssen Sie unsere Bewerbungskriterien vollständig erfüllen:
• deutlicher Bezug zum Thema Wald
• Innovationscharakter und Aktualität der Maßnahme
• Ideenreichtum und Vorbildfunktion
• das Projekt ist langfristig angelegt
• die Aspekte der "Bildung für nachhaltige Entwicklung" werden berücksichtigt
• Berücksichtigung des Jahresthemas
Die SDW hat sich bereits seit 75 Jahren den Schutz des Waldes und die Waldbildung zur Aufgabe gemacht. Diese Themen sind aktueller denn ja. Denn das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen natürlichen Prozessen und unserem Handeln fehlt noch zu oft in unserer Gesellschaft. Damit einher geht der Verlust des Wissens um die Bedeutung des Waldes als Lebensgrundlage für alle Lebewesen.
Viele Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen engagieren sich tatkräftig in der Waldpädagogik, beschreiten also einen Weg, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Dieses Engagement wollen wir mit dem "Deutschen Waldpädagogikpreis" würdigen, bekannt machen und Anreize für weitere Initiativen und Innovationen in der Waldpädagogik schaffen.
„Raus aus dem Klassenzimmer – rein in den Wald!“, so lautete das Jahresthema für den Deutschen Waldpädagogikpreis 2021. Denn der Wald bietet viele Vorteile für das Lernen – auch im Schulunterricht. Die unabhängige Jury war sich einig: Das Projekt „Schulfächer im Wald: Möglichkeiten für inklusiven Unterricht und Unterricht für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen - zwischen zieldifferent und gemeinsam“ an der Pater-Alois-Grimm-Schule in Külsheim und dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum in Lauda-Königshofen setzt dieses Motto am besten um.
Die Initiative von Julia Fleckenstein zeigt, dass sowohl alle Schulfächer im Wald unterrichtet werden können als auch jedem Lerntyp gerecht werden kann. Ob bewegungsfreudig, fantasievoll, ästhetisch oder handwerklich interessiert, neugierig, mutig oder vorsichtig – auf ganz natürliche Art und Weise ermöglicht die außergewöhnliche Lernumgebung Wald individuelle Lernzugänge.
Mit Isomatte und Klemmbrett geht es los zum schulnahen Waldstück. Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen erfinden zum Beispiel Ausrollgeschichten. Eine Methode, bei der ein Tuch beim Ausrollen Stück für Stück einen neuen Waldgegenstand zum Vorschein bringt, der Teil einer Geschichte wird. Gleichzeitig kann Medienkompetenz aufgebaut werden. Das Drehbuch entsteht im Wald, die digitale Umsetzung folgt mit dem Tablett in Form eines Comics oder Geräusche-Rätsels. Ein eigener Lieblingsbaum begleitet jedes Kind über das ganze Jahr. Er kann auch mal einen Brief vom Patenkind erhalten oder als Modell für künstlerisches Schaffen stehen.
Einmal in der Woche schafft der Wald gemeinsame Erlebnisse. Die Kinder selbst vermitteln klassenübergreifend. Ab der 8. Klasse übernehmen die Jugendlichen dann Verantwortung für den Schulwald. Die Vision lautet: von der Grundschulzeit bis zum Ende der Mittelstufe den Wald in seiner ganzen Vielfalt kennen und genießen lernen.
Ein rundum gelungenes Projekt für den Aufbau von Kompetenzen für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung und zum Säen der Samen für die Liebe zum Wald.
Die offizielle Preisverleihung fand am 23. September 2022 in Stuttgart statt.